Ein Blog über die Erfahrungen und Einblicke in das Leben von Familien mit Migrationsgeschichte
Hallo, ich bin Nanja, Mutter einer Tochter und selbst Tochter zweier wundervoller Menschen, die vor über 40 Jahren aus Asien nach Deutschland ausgewandert sind und Berlin zu ihrer Wahlheimat gemacht haben.
Kind der zweiten Generation mit privilegierter Lebensrealität – so würde man mich wohl bezeichnen. Mein Vater kam als politisch Verfolgter und dank eines Vollstipendiums von Myanmar nach Europa. Meine Mutter stammt aus Taiwan und hat sich ihren Weg ins Ausland mit Bestnoten hart erarbeitet.
Beide haben in Deutschland Fuß gefasst, studiert, gearbeitet und eine Familie gegründet.
Beide besitzen seit vielen Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft, was mir von Geburt an alle damit verbundenen rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile verschaffte. Dennoch spüre ich die Komplexität meiner Identität und wie sich das auf mein Kind überträgt.
Bei „Bunt ist schön“ möchte ich meine Erfahrungen als Mutter der zweiten Generation teilen. Ich möchte über die Herausforderungen und Chancen sprechen, die mit dieser Aufgabe verbunden sind. Es ist eine Reise der Selbstfindung, der Entdeckung und des Austauschs. Ich freue mich, wenn ihr mich auf dieser Reise begleitet!
Von einem Kind der zweiten Generation…
Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen, bezeichne mich als stolze Berlinerin. Mit meinem Vater schaue ich Hertha-Spiele, und mit meiner Mutter pflege ich das Bio-Beet in ihrem Garten, der jedem deutschen Schrebergarten alle Ehre macht. Mein Bruder und ich hatten eine behütete Kindheit, genossen eine gute Ausbildung, Musikunterricht und jährliche Fernreisen.
Trotz meiner privilegierten Erziehung konnte ich mich den Herausforderungen eines Kindes der zweiten Generation nicht entziehen. Ich fühlte mich oft wie eine Außenseiterin und kämpfte damit, mein asiatisches Aussehen mit meinem deutschen Umfeld in Einklang zu bringen. Trotz gelungener Integration blieb die Frage nach meiner Identität stets präsent.
Zu einer Mutter der zweiten Generation…
Seit vier Jahren bin ich Mutter einer Tochter. Sie ist die dritte Generation unserer Familie, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Obwohl ihre Herkunft zu einem großen Teil asiatisch ist, trägt sie per Definition keine direkte Migrationsgeschichte.
Ich finde das einerseits logisch, wir sprechen ja zu Hause Deutsch, sie geht in einen deutschen Kindergarten und Berlin ist unsere Heimat. Andererseits löst diese Erkenntnis eine tiefgreifende Frage aus: Wie kann ich mein asiatisches Erbe an meine Tochter weitergeben, ohne es selbst vollständig zu verstehen? Wie kann ich ihr helfen, Antworten auf Fragen zu finden, auf die ich selbst oft keine habe: Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehöre ich hin?
Der Weg ist das Ziel
Reisen nach Asien sind für mich mehr als nur ein Erholungsurlaub. Es sind Reisen zu meinen Wurzeln, eine Begegnung mit der Kultur meiner Eltern und eine Auseinandersetzung mit meiner eigenen Herkunft.
Als Millennial gehöre ich zu der Generation, die erstmals die Vorzüge der Globalisierung und erschwinglichen Flugreisen rund um die Welt genießen durften. Mit der Geburt meiner Tochter ist das Reisen in die Heimat ihrer Großeltern noch wichtiger für uns geworden. Dem Klimawandel und dem Unverständnis vieler Eltern über die langen Reisestunden zum Trotz, spüre ich eine neu Verantwortung und Verpflichtung meiner Tochter ihre Wurzeln zu zeigen. Wie sonst soll sie die Bräuche, Gerüche und Traditionen Asiens kennenlernen? Ich denke, dass ich es ihr irgendwie schuldig bin, möglichst früh eine kulturelle Verbindung herzustellen. Die Frage ist nur, wird mir das gelingen?
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